Data Literacy Charta

Von | 14. Januar 2025

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz veröffentlichen eine Data Literacy Charta für die Schweiz. Mit dieser Charta soll ein gesellschaftlich breit getragener Kulturwandel im Umgang mit allgemeinen und persönlichen Daten angestossen werden. Ein Ziel ist, dass jede Person in der Lage ist zu bestimmen, wie mit persönlichen Daten umgegangen wird. Die Fähigkeit zur kritischen Bewertung von Daten und darauf basierenden Aussagen ist ein weiteres Ziel der Charta.

Die Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz (KI) macht es nötig, dass jede und jeder über ausreichendes Wissen über Datennutzung in allen Bereichen des Lebens verfügt. Die «Data-Literacy-Charta Schweiz» wurde erarbeitet, um eine Datenkultur zu schaffen, die einen selbstbestimmten Umgang mit Daten und eine sichere Bewertung von Daten und Aussagen beinhaltet.

Data Literacy umfasst die Fähigkeiten, Daten auf kritische Art und Weise zu sammeln, zu managen, zu bewerten und anzuwenden. Wenn Daten Entscheidungsprozesse unterstützen sollen, braucht es kompetente Antworten auf vier grundlegende Fragen:

  • Was will ich mit Daten machen? Daten und Datenanalysen sind kein Selbstzweck, sondern dienen einer konkreten Anwendung in der realen Welt.
  • Was kann ich mit Daten machen? Datenquellen und deren Qualität sowie der Stand der technischen und methodischen Entwicklungen eröffnen Möglichkeiten und setzen Grenzen.
  • Was darf ich mit Daten machen? Alle gesetzlichen Regeln der Datennutzung (zum Beispiel Datenschutz, Urheberrechte und Lizenzfragen) müssen immer mitbedacht werden.
  • Was soll ich mit Daten machen? Weil Daten eine wertvolle Ressource darstellen, leitet sich daraus ein normativer Anspruch ab, sie zum Wohl von Individuen und Gesellschaft zu nutzen.

Die Forderung

… um dringend eine solide Grundlage für die nachhaltige Implementierung und Finanzierung einer gesellschaftlichen Datenkompetenzkultur zu legen. Diese Forderung umfasst die folgenden Bereiche:

  1. Einbindung der Medien in diesen Datenkompetenz-Kulturwandel,
  2. Einbindung der Datenkompetenzvermittlung in die Aus- und Weiterbildung mit adäquaten Programmen bereits ab Kindergartenebene,
  3. Schaffen von dezentral vernetzten Kompetenzzentren zu Qualitätssicherungszwecken.

Leitprinzipien

Fünf Prinzipien kennzeichnen die Bedeutung und Rolle von Data Literacy als Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts.

  • Data Literacy muss allen Menschen zugänglich sein.
    Data Literacy dient der Mündigkeit in einer modernen digitalisierten Welt und ist deshalb für alle Menschen wichtig – nicht nur für Spezialistinnen und Spezialisten. Die Vermittlung von Data Literacy zielt darauf ab, dass jedes einzelne Individuum und unsere Gesellschaft als Ganzes bewusst und ethisch fundiert mit Daten umgehen. Data Literacy ermöglicht erfolgreiches und nachhaltiges Handeln, das sich auf Evidenz stützt und das Unsicherheit und Veränderung in unserer Lebenswelt angemessen berücksichtigt. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass Datenkompetenzen in der Breite vermittelt und von allen Menschen erworben werden können.
     
  • Data Literacy muss lebenslang in allen Bildungsbereichen vermittelt werden.
    Data Literacy muss in allen formalen und non-formalen Bildungsbereichen verankert und so als Teil der Allgemeinbildung etabliert werden. Wir müssen dazu den Lernenden kontinuierlich vermitteln, wie Daten mit ihrer jeweiligen Lebenswelt in Beziehung stehen: Daten sind digitale Abbilder von realen Phänomenen, Gegenständen und Prozessen – das gilt für alle Anwendungsfelder. Wie man Daten für den jeweiligen Anwendungsfall geeignet erhebt oder beschafft, bewertet, anwendet und interpretiert, muss systematisch gelernt und geübt werden. Das Grundkonzept von Data Literacy und ihrer Teilbereiche gilt deshalb übergreifend, auch wenn das vermittelte Kompetenzniveau je nach Bildungsbereich und -stufe verschieden ist.

    Konkret ist dafür eine Aufnahme von Data Literacy in die Lehrpläne und Bildungsstandards der Schulen, in die Curricula der Studiengänge sowie in Programme der Lehrkräftebildung erforderlich. Lernende sollen dabei nicht nur als passive Konsumentinnen und Konsumenten von Daten angesprochen werden. Wir wollen sie vielmehr zum aktiven Gestalten von datenbezogenen Erkenntnis- und Entscheidungsfindungen befähigen. Damit lebenslanges Lernen von Data Literacy möglich wird, braucht es auch Data Literacy Programme zur außerschulischen und beruflichen Weiterbildung. Wir setzen uns dafür ein, diese beispielsweise zusammen mit den Volkshochschulen oder öffentlichen Bibliotheken zu entwickeln und zu fördern.
     
  • Data Literacy muss als transdisziplinäre Kompetenz fachübergreifend aus drei Perspektiven vermittelt werden.
    Data Literacy bezieht drei Perspektiven ein: die anwendungsbezogene („Was ist zu tun?“), die technisch-methodische („Wie ist es zu tun?“) und die gesellschaftlich-kulturelle („Wozu ist es zu tun?“). Wir wollen deshalb erreichen, dass Data Literacy aus einem trans- und interdisziplinären Ansatz heraus vermittelt wird. Dieser schließt 
    – die anwendungsbezogene Perspektive (zum Beispiel Anwendungen aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, aus Medizin, Psychologie, Soziologie, Sprachwissenschaften, Medienwissenschaften u.v.a.m.), 
    – die technisch-methodische Perspektive (zum Beispiel aus Sicht der Statistik, Mathematik, Informatik und Informationswissenschaften), 
    – die gesellschaftlich-kulturelle Perspektive (zum Beispiel Reflexion von juristischen, ethnologischen, ethischen, philosophischen sowie Ungleichheits-Aspekten) 
    – sowie die Perspektive der Vermittlung (zum Beispiel seitens der Fachdidaktiken und Erziehungswissenschaft) ein.
     
  • Data Literacy muss den gesamten Prozess der Erkenntnis- und Entscheidungsfindung mit Daten systematisch abdecken.
    – Data Literacy sorgt dafür, dass Antworten auf reale Problemstellungen mit Hilfe von Daten auf strukturierte und qualitätsvolle Weise gefunden werden. Data Literacy umfasst deshalb folgende Kompetenzbereiche:
    Daten nutzen und schützen (Fähigkeit und Motivation, Daten verantwortungsbewusst zu gewinnen, zu analysieren, zu teilen und im Kontext der jeweiligen Aufgabe geeignete Daten und Informationen zu beschaffen)
    Daten und daraus gewonnene Informationen einordnen (Fähigkeit und Motivation, Daten und Informationen zu kontextualisieren und zu interpretieren und lernende Systeme, wie zum Beispiel KI-Anwendungen, kritisch zu hinterfragen)
    Datengestützt handeln (Aufgeschlossene Einstellung zu Daten im Sinne einer Datenkultur einschließlich der Einsicht in die Rolle von Daten für evidenzbasiertes Handeln, Fähigkeit zum souveränen Umgang mit Daten einschließlich der effektiven Kommunikation datenbasierter Entscheidungen)
     
  • Data Literacy muss Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Werthaltungen für einen bewussten und ethisch fundierten Umgang mit Daten umfassen.
    Data Literacy umfasst drei Kompetenzdimensionen, die in allen drei Kompetenzbereichen abgebildet sein müssen. Jeder Kompetenzbereich ist gekennzeichnet durch 
    – spezifisches Wissen (Dimension „Knowledge“),
    – den Fähigkeiten und Fertigkeiten, dieses Wissen anzuwenden (Dimension „Skills“) und
    – durch die Bereitschaft, dies zu tun, d.h. die entsprechende Werthaltung (Dimension „Values“). 

Die Charta

CC BY-SA: Akademien der Wissenschaften Schweiz (2024): Data-Literacy-Charta Schweiz.
doi.org/10.5281/zenodo.11145721.

Begriffe

  • Datenkompetenz («data literacy») umfasst die Fähigkeiten, Daten auf kritische Art und Weise zu sammeln, zu managen, zu bewerten und anzuwenden.

Links

  • Hier der LINK zum Artikel
  • Der LINK zur Webseite von Data-Literarcy
  • Link zur Seite aus Deutschland

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