EduSCRUM im Unterricht, Kritikpunkte

Von | 5. Dezember 2022

Kritikpunkte aus der Praxis: https://herrka.jimdofree.com/2019/10/04/auswertung-meiner-ersten-eduscrum-erfahrung/

diesen Ergebnissen, mache ich mir nun Gedanken, über die Gründe. Hier sei erstens erwähnt, dass die SuS in der 10. Klasse sind und sie damit im Abschlussjahr sind. Ihre Noten sind ihnen daher sehr wichtig. Sie haben bisher offensichtlich überwiegend traditionell frontalen lehrerzentrierten Unterricht kennengelernt, weswegen ihnen alternative Unterrichtsformen eher als Abwechslung genügen. Der Lehrer und dessen Feedback steht an gewichtiger Stelle. Peer-Feedback hat keinen hohen Stellenwert. Sicherheit im Lernprozess steht ebenfalls an höchster Stelle. Unsicherheit auszuhalten, wie es im selbstgesteuertem Unterricht wichtig ist, haben sie bisher scheinbar nicht und nur wenig lernen können. Gleiches gilt offensichtlich auch für meinen Oberstufenkurs, der ähnliche Argumente gegen die Methode EduSCRUM anführte und sich ebenfalls eher lehrerzentrierten und analogen (Stift und Papier) Unterricht wünscht.

Welche weiteren Ergebnisse aus der Wissenschaft kenne ich bereits?

Um ein besseres Vorgehen zu finden und eduSCRUM trotz der negativen Rückmeldung als lernwirksame Methode (und das sehe ich nach wie vor so) zu etablieren, möchte ich nun zunächst auf einige Erkenntnisse aus der einschlägigen Literatur zurückgreifen. 

Roth (2016) bestätigt im Prinzip das kooperatives Arbeiten allein nicht nicht zu wirksamen Lernen führt. Viel mehr bedarf es einer Durchmischung frontaler Lernformen mit kooperativen und individuellen. Roth schlägt vor, dass Schüler zunächst eng geführt direkt instruiert werden, z.B. durch Vorträge des Lehrers. Erst nach dem man auch geprüft hat, dass die SuS Grundlagen gelernt haben, geht es in eine kooperative Phase in der die SuS die erworbenen Kompetenzen festigen und vertiefen. Anschließend kann individuell gelernt und wissen angewandt werden. 

Brüning und Saum schlagen direkte Instruktion vor, wenn Lernende noch über wenig oder gar kein Wissen verfügen und wenn Grundlagen vermittelt werden sollen. Erst wenn die SuS über umfangreiche Kenntnisse und/intrinsisch motiviert oder besonders Leistungsstark sind, kann man zu kooperativen Lernformen wechseln. (ebd. 2015, S.12)

Das Kompetenzstufenmodell von Kiper, Meyer, Mischke und Wester (2003) geht davon aus, dass man eine Kompetenz nach folgendem Muster erwirbt. Zunächst ahmt man nach und kann seine Handlungen noch nicht reflektiert nachvollziehen. Später beginnt man Handlungen nach Vorgabe auszuführen. Als kompetent gilt jemand, der eine Handlung aus eigener Einsicht ausführen kann. Und wer letztlich selbständig seinen Lernprozess steuert, hat die höchste Ausprägung von Kompetenz erreicht. Man sieht also, dass die Methode EduScrum eher auf der höchsten Stufe zu verorten ist.

Wie lässt sich Unterricht nun in diesen beiden Lerngruppen gestalten und wie beziehe ich eduScrum nun ein?

Zu Beginn eines neuen Themas möchte ich nun zunächst traditionell lehrerzentriert beginnen. Ein Advanced Organizer soll überblick über die gesamte Lerneinheit geben. Darauf aufbauend möchte ich auch zunächst das Lernziel bekannt geben und das Warum erläutern. Der Kern wird ein Lehrervortrag von mir sein an den sich ein 1-2-4-alle (siehe LS) anschließt, bei dem Fragen generiert werden sollen, die ich im folgenden beantworten kann. Daran schließt sich eine Übung an, die differenziert ist nach der von Zierer und Hattie (2019) vorgeschlagenen Lernzieltaxonomie. Zunächst werden wir uns so durch die Themen der Unterrichtseinheit arbeiten.

Im Anschluss daran erfolgt dann eine eduScrum Sprint Session, die ein Lernprodukt als Ziel hat. Ich will mir dazu Anregungen bei Müller (2009) holen, aber auch eventuell digitale Medien mit einbeziehen. In der Sprint Review sollen diese Ergebnisse in einem Shift‘n‘share vorgetragen werden. Die Lernprodukte können dann auch gegebenenfalls bewertet werden.

Im Anschluss daran, können die SuS individuell Aufgaben zur Vorbereitung auf eine Klassenarbeit, Klausur oder Test bearbeiten.

Hype-Zyklus nach Gartner

Der Hape-Zyklus nach Gartner beschreibt meine Entwicklung eigentlich sehr zutreffend.

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